Prof. v. Braun unterstreicht seine positive Beurteilung der Studie, äußerte sich aber auch kritisch zu einigen der 12 Kernbotschaften der Studie, die er als „insgesamt kohärent, in Teilen wohltuend provokant“ empfindet:
Die Darstellung der Zielkonflikte um das knappe Gut Boden sollte in der Studie noch mehrdas Einkommen aus Bodenbewirtschaftung (insbesondere für die Millionen Kleinbauern des globalen Süden) berücksichtigen und darf sich nicht allein auf Nutzungskonflikte und Bodenverluste beschränken.
·Die politische Debatte um Gemeingüter zeigt, dass Böden sowohl “public” als auch “private goods” sind. Ein tieferes Verständnis dieser Dualität von Boden als Gemeingut und Privatbesitz steht daher zur Debatte!
Hinsichtlich des Grundsatzes der Gemeinwohlorientierung (begründet aus der Christlichen Sozialethik und den Allgemeinen Menschenrechten) fragt Prof. v. Braun kritisch, “wessen Gemeinwohl” hier gemeint ist. Im globalen Maßstab müsste insbesondere die Perspektive und Leistung indigener Bevölkerungsgruppen stärker in den Fokus gerückt werden.
Die starke Betonung staatlicher Politik (orientiert an einer Gemeinwohl-Effizienz) ist zu begrenzt und übersieht die Relevanz zivilgesellschaftlichen und kollektiven Handelns
Das Konzept der planetaren Grenzen erscheint ihm (inbesondere auf nationaler und regionaler Ebene) kaum ein geeigneter Maßstab für eine Wende hin zu nachhaltiger Bodennutzung, denn dies könnte als Legitimation verstanden werden, Böden im großen Maße lokal zu ruinieren, solange die Planetaren Grenzen noch eingehalten werden.
Landwirtschaftlich genutzte Böden haben künftig eine hohe Bedeutung als natürliche CO2-Speicher. Es besteht aber noch deutlicher Forschungsbedarf, da die Messungen von Bodenkohlenstoff-Änderungen noch zu ungenau sind, um Böden als CO2-Senke angemessen beurteilen und bepreisen zu können
Hinsichtlich der vorgeschlagenen Instrumente, die Prof. Braun in seiner Replik ausdrücklich begrüßt, sollte mehr noch über Umsetzungschancen und Probleme diskutiert werden. Dies gilt insbesondere für die folgenden Forderungen: Den Agrar- und Lebensmittelsektor in EU-Emissionshandel einbeziehen, Transformationsprämien, staatlichen Bezahlungen gemäß einem ökosystemaren Leistungskatalog, internationalen Handelsabkommen.
·Prof. v. Braun stimmt der in der Studie geschilderten “Rolle der Kirche” sehr zu und ergänzt: diese Verantwortung wird durch den Beitritt des Vatikan Staats zum United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC) und zum Pariser Klimaabkommen von 2015 deutlich unterstrichen; , diese habenweltweite Konsequenzen für kirchliche Politik und, und für klimaschonende Nutzung aller Ressourcen weltweit in allen kirchlichen Einrichtungen. Dafür sind –angefangen mit der in der Studie betonten Forderung nach “gemeinwohlorientierter Verpachtung von Kirchenland” noch viel mehr konkrete Analysen und Berichte notwendig.
Joachim von Braun ist ein deutscher Agrarwissenschaftler und spezialisiert auf Ernährungssicherung, ländliche Entwicklung und Welternährungspolitik. Im Jahr 2012 wurde er zum Vizepräsidenten der Welthungerhilfe berufen und ist zudem Professor für wirtschaftlichen und technischen Wandel an der Universität Bonn.
Vielen Dank für die interessanten und ausgewogene Replik. Ich bin über die (irritierend unterschiedlichen) Presseberichte auf die Studie aufmerksam geworden und bin Ihnen dankbar, dass Sie hier auch diese konstruktive Kritik veröffentlichen, das macht mir die Meinungsbildung leichter. So wie ich es verstehe, war also der Vatikan nicht in die Erstellung der Studie einbezogen?