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Rosa Paucker

Im Interview mit Dr. Michael Stöhr: Wege des guten Wohnens und des guten Lebens

Updated: Jun 17

Dr. Michael Stöhr ist Senior Consultant bei der B.A.U.M. Consult GmbH in München; er arbeitet in europäischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu erneuerbaren Energien und bei der Erstellung von Klimabilanzen und Transformationsplänen für Unternehmen und Kommunen. Ehrenamtlich engagiert er sich seit 30 Jahren für die ökologisch-soziale Transformation., u.a. durch die Realisierung eines Gemeinschaftswohnprojekts der Wohnungsbaugenossenschaft WOGENO e.G. Im Interview mit der HFPH erläutert er die Herausforderungen und Erfolge bei der Umsetzung des WOGENO Gemeinschaftswohnprojekts; er diskutiert die Bedeutung von Genossenschaftseigentum, Energiegemeinschaften und die Rolle der Deutschen Politik und ihrer Fördergelder und zeigt, dass beim Wohnungsbau sozial-ökologische Kriterien erfolgreich miteinander vereint werden können.   


Die zentralen Erkenntnisse  

Michael Stöhr plädiert für eine grundlegende Wende in der Wohnungspolitik, weg von der Zersiedelung und hin zur Förderung von Genossenschaftseigentum und Energiegemeinschaften. 


InterviewDr. Stöhr

Die WOGENO e.G. 

Die WOGENO e.G. wurde in München im Jahr 1993 nach dem Vorbild der Wogeno Zürich gegründet, um in der Großstadt Immobilien der Spekulation zu entziehen und dauerhaft günstigen Wohnraum zu schaffen. Wohnprojekte, die darauf abzielten, die sozialen und ökologischen Mindestanforderungen zu übertreffen, wurden von der Stadt München unterstützt. Städtische bzw. Politische Rahmenbedingungen wie die Planung des nachhaltigen Stadtviertels “Messestadt-Riem”, in kompakter Bauweise mit guten U-Bahn- und Busanbindungen, mit vielen Grünanlagen und mit einer Wärmeversorgung aus Tiefengeothermie spielten eine entscheidende Rolle bei der Realisierung des Projekts. 


Mehr Genossenschaftseigentum nutzt allen 

Da viele Häuser Eigentum sind und die viel zu wenigen Sozialwohnungen nur unter bestimmten wirtschaftlichen Voraussetzungen bezogen werden dürfen (was meist jedoch nur beim Einzug kontrolliert wird), ist der Wechsel in eine andere Wohnung i.d.R. zu kompliziert oder mit Nachteilen verbunden. Vor allem viele alte Menschen leben in Deutschland in völlig überdimensionierten Einfamilienhäusern und zu großen Wohnungen, nachdem die Kinder ausgezogen sind. Stöhr sieht die Förderung der Übertragung von privatem Wohnraum in Genossenschaftseigentum als potenzielle Lösung. Wenn dadurch private Wohnungsbesitzer aus überdimensionierten Häusern oder Wohnungen aus- und in Wohnungen geringerer Größe einziehen, und in die von ihnen verkauften Häusern oder Wohnungen eine größere Zahl an Menschen einzieht, wird für mehr Menschen Wohnraum geschaffen, ohne das neu gebaut werden muss. 


Tipps vom Deutschen Energiesparmeister 

Im Interview erläutert Michael Stöhr vor allem das Potenzial von Wärmenetzen und die Rolle der EU, sowie Deutschlands mangelnde Förderung von Energiegemeinschaften. Er betont die Bedeutung von Genossenschaften als solidarischer Gemeinwohl-orientierter Weg, der Subsidiarität als Voraussetzung sieht, um dauerhaft günstigen Wohnraum zu schaffen und Immobilien der Spekulation zu entziehen. Letztlich hebt er die Notwendigkeit einer grundlegenden Wende in der Wohnungspolitik hervor und erläutert, wie es ihm und seinem Haushalt gelang, Deutscher Energiesparmeister in der Kategorie “Mieter” zu werden.  


Erneuerbare Energien und Wärmenetze in verschiedenen europäischen Ländern 

Erneuerbare Energien werden von europäischen Ländern je nach nationalem Potential jeweils unterschiedlich genutzt: Die Integration von Solarpanelen gelingt Südeuropäern besonders gut, Österreich und Skandinavien sind führend bei der Nutzung der Bioenergie, Dänemark bei der Nutzung der Windkraft. Bei Wärmepumpen und Solarthermie sind die skandinavischen Länder führend, durch die weiten Verbreitung von Wärmenetzen in Kommunen, welche selbst unter ungünstigen Bedingungen die Nutzung von Umgebungswärme mittels Wärmepumpen und von Solarwärme mittels Solarkollektoren ermöglichen. Gerade auf diesem Feld könnte Deutschland einiges von unseren nördlichen Nachbarn lernen, denn oft ist ein Wärmenetz zur Versorgung eines Stadtviertels oder einer kleinen Kommune die beste Option.  

 

Energiegemeinschaften und die Umsetzung von EU-Recht in Deutschland  

Energiegemeinschaften, die nicht nur Energie gemeinsam erzeugen und in ein Netz einspeisen, sondern auch ohne bürokratischen Aufwand ganz oder teilweise selbst verbrauchen und untereinander teilen sind auch von Steuern und Abgaben befreit, was die Gründung finanziell attraktiv macht. Sie reduzieren aber auch Energieverluste bei der überregionalen Übertragung. Weiterhin führen sie zu einer stärkeren Beteiligung von Bürger:innen an Anlagen zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen und zum breit gestreuten Aufbau von Vermögen, beziehungsweise ermöglicht überhaupt erst die Finanzierung vieler Anlagen. Deutschland zeigt hier jedoch eine fehlende Umsetzung von existierendem EU-Recht, da beispielsweise der Mieterstrom, aus der im letzten Jahr deutlich erweiterten Photovoltaikanlage der WOGENO eG, kann nur selbst angeboten werden, nicht aber den Bewohner:innen der Nachbarhäuser. 


Das Interview wurde gekürzt wiedergegeben, und das vollständige Interview ist hier als PDF zum Download bereitgestellt.








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